Josef Berta, geb. am 24.09.1856, gest. am 20. Juli 1936
Josef Berta war ein bedeutender Kynologe und Mitgründer und 1. Vorsitzender des Pinscher-Klubs
im Jahre 1895.
Josef Berta, geb. 1856 in Fulda, war das Zwölfte von vierzehn Kindern der Eheleute Franz und
Helene Berta, geb. Kircher. Durch den Besitz einer Wachsfabrik war die Familie zu Wohlstand ge-
kommen. Mit 21 Jahren im Jahr 1877 legte er seine Reifeprüfung am Gymnasium ab. Er studierte
bis 1879 in Karlsruhe Mathematik und Architektur ohne einen Abschluss zu machen. Von 1880 bis
1890 lebte er in Berlin und absolvierte in dieser Zeit seinen Militärdienst.
Josef Berta als Gardefüsilier in Berlin um 1880
In seiner berliner Zeit hatte er auch erste Kontakte zum Hundesport im Jahr 1887 mit einer
Deutschen Dogge.
Ehepaar Berta um 1890
1890 heiratete er Agathe Göhring und übernahm dann das Textilgeschäft seines Schwagers Lubert
Schäfer in Erfurt.
In diesem Jahr erwarb Berta den Schnauzer "Morro" im Rahmen der Auflösung des Zwingers des ver-
storbenen Max Hartenstein, Plauen und begründete einen eigenen Zwinger.
Textilgeschäft in Erfurt
Das Textilgeschäft gab Berta 1905 auf. Seine Frau zog nach Mannheim (sie starb 1959 in Karlsruhe)
und Berta versuchte sich 1906 mit mäßigem Erfolg als Kaufmann in Plauen. Ab 1907 lebte Berta in
Bischleben bei Erfurt ohne Berufsausübung; aber auch ohne materielle Sorgen. 1913 wurde er
Schriftleiter der kynologischen Zeitschrift "Hundesport und Jagd". Als kynologischer Schrift-
steller hatte er seine eigentliche Berufung gefunden. Diese Tätigkeit übte er bis zu seinem Tod
1936 aus.Damaliges Logo des Pinscher und Schnauzer-Klubs
Er gründte zusammen mit Gleichgesinnten am 3. März 1895 den Rasseverein "Pinscherklub" in Köln,
den heutigen Pinscher-Schnauzer-Klub und war von 1895 bis 1915 dessen 1. Vorsitzender. Maßgeblich
wirkte er auf die Erstellung eines ersten Zuchtbuches für die Jahre 1895 bis 1902 ein, um das
Zuchtgeschehen zu strukturieren. Höhn schrieb dazu:
"Das Ziel Bertas war es, alle rauh- und glatthaarigen Pinscherarten in einem Klub zu vereinen,
um ihnen neben den bekannten und bereits höher entwickelten Rassen einen ebenbürtigen Platz in
der deutschen Kynologie zu erringen. Als wichtigste Voraussetzung hiefür galt ihm die Schaffung
eines eigenen Zuchtbuches, dessen 1. Band die Jahrgänge 1895 bis 1902 zusammenfaßte.
J.Berta um 1905
Daneben erreichte er die Überarbeitung der Rassekennzeichen und die Bildung eines Richterkollegiums,
so daß Züchtern und Liebhabern das Zuchtziel durch Beschreibung und Bewertung deutlich gemacht
werden konnte. Es ist deshalb in erster Linie ein Verdienst Bertas, wenn es bei dem damaligen
Durcheinnader von Größen, Formen und Farben gelang, so vielfältige Meinungen und Bestrebungen unter
einen Hut zu bringen. Wichtig war dabei, daß Berta überall Züchter fand, die seine Ideen aufgriffen
und in zäher Kleinarbeit in die Wirklichkeit umsetzen. Hierzu lieferte Berta in seiner schrift-
stellerischen Tätigkeit einen ganz entscheidenden Beitrag, denn er wurde nicht Müde, die Probleme
der Zucht in zahlreichen Aufsätzen zu schildern und seine Gedanken und Ziele eingehend zu erläutern."
Im Dezember 1922 wurde er zum Ehren-Vorsitzender des Pinscher-Schnauzer-Klubs ernannt. Dies entsprach
der Rolle eines Ehren-Präsidenten.
Berta richtet die Rasse Spitze, München 1926
Seit 1890 war er selbst anerkannter Zuchtrichter und hatte umfassende Kenntnisse für alle anerkannten
Rassen. Er richtete auch im europäischen Ausland. Neben Pinschern und Schnauzern war er als Spezial-
richter für Spitze und Doggen bekannt.
Berta war auch in den kynologischen Dachorganisationen in Deutschland tätig. Zuerst in der Delegierten-
commission, später im Kartell, welches die Vorläuferorganisation des heutigen Verbands für das deutsche
Hundewesen (VDH) war. Er war stets Mitglied der kynologischen Entscheidungsgremien.
Zeichnung von Berta zur Differenzierung von Affenpinschern und Zwergschnauzern
aus "Hundesport und Jagd" 1913, S. 293
Er galt als der Kynologe, der die Rasse Zwergschnauzer schuf und festigte. Berta führte die Trennung
von Affenpinscher und Zwergschnauzer herbei. Er hatte zum Ziel den Zwergschnauzer als exakte Ver-
kleinerung des Mittelschlag-Schnauzers darzustellen und setzte sich damit auch in den Rassebe-
schreibungen durch.
Ebenfalls ein Verdienst Berta war es, den Zwergpinscher zu einer gesunden, typisch klaren Form zu
bringen.
Berta beim Richten in Stockholm 1933, der große Hut war sein Erkennungszeichen
Während des 1. Weltkrieges war es auch sein Verdienst in diesen schwierigen Zeiten die Rassen des
PSK zu betreuen.
Er schrieb im Vorwort des Pinscher-Zuchtbuches Band V im Jahre 1916:
"Und so zögerten wir auch nicht, das Zuchtbuch, in dem die Tätigkeit des Pinscher-Klubs (Sitz Köln)
ihren klarsten Abdruck und ihre wirkende Kraft hat, fortzuführen und allen Beteiligten, Züchtern und
Liebhabern zugänglich zu machen. Wir haben gesammelt, was der Sport in diesen beiden schweren Kriegs-
jahren zu bieten vermochte, und indem wir es in einem bescheidenen Kriegsbande hinausgeben, geschieht
es in bester Meinung, daß auch das geringere Ergebnis einer unfruchtbaren Zeit nicht ohne Einfluß auf
die gegenwärtige und zukünftige Zucht sein wird."
Josef Berta verfasste zahlreiche Beiträge zum Thema Kynologie insbesondere in Fachzeitschriften:
Pinscher-Blätter (später Mitteilungen des Pinscher-Schnauzer-Klubs), ab 1905
Sonderschrift "Der Zwergschnauzer", 1907
Buch "Der Hundesport", 1928
Schriftleiter der Zeitschrift "Hundesport und Jagd", Verlag Westermann, Braunschweig, ab 1913
(27 Jahre geleitet)
Schriftleiter der Zeitschrift "Sportblatt", ab 1925
Schriftleiter der Zeitschrift "Der Hund", Verlag Gersbach und Sohn, Berlin, ab 1926