Arthr Seyfarth, gründete 1864 in Bad Köstritz (Thüringen), Thüringen die "Erste deutsche
Rassehunde-Zuchtanstalt und -Handlung" oder etwas vornehmer "Grand établissement d`élevage
des chiens de race noble". Er bot in Europa und Amerika 30 bis 40 Hunderassen an, die er
"teilweise" selber züchtete.
In der Region zwischen Gera, Jena und Eisenberg --dem sogenannten Holzland-- konzentrierten
sich zahlreiche Hundehändler. Von den 10 bis 15 dieser Geschäftsleute in dieser Region war
Arthur Seyfarth die schillerndste und erfolgsreichste Persönlichkeit.
links Zeitungsanzeige 1903 und rechts Anzeige im Smplicissimus
Er inserierte europaweit in vielen Zeitungen und fertigte in regelmäßigen Abständen Kataloge,
die eine kurze Rassebeschreibung, zuerst Zeichnungen und später Fotos der Rassehunde und
Verkaufspreise enthielten. Die jeweiligen Hunde hatten eine Bestellnummer, die in einem
Bestellformular eingetragen wurden.
links Bestellkatalog und rechts Bestellformular
Beispielsweise wird der angebotene glatthaarige deutsche Pinscher wie folgt beschrieben:
"Nr. 259 Prachtexemoplar von schöner Gesamterscheinung, vorzüglich gebaut und entwickelt, kurz
und knapp im Haar, elegant und schneidig, mit typisch ausdrucksvollem Kopf, korrekt kupierten
Ohren und Rute, wachsam, intelligent, unterhaltend, bester Zimmer-,Haus und Begleithund.
Nr. 260 Prachtexemplar von bestechend schöner Erscheinung, feinhaarig, elegant und schneidig,
Ohren sowie Rute korrekt kupiert, wohlerzogen, stubenrein, wachsam, mit guter Zimmerdressur,
treu und anhänglich, liebevoll zu Kindern, unterhaltend. Nr. 261 Edles Exemplar, kurz und
glatt im Haar, gut gebaut, fein kupiert, vornehmer Zimmer-, Haus- und Begleithund, klug,
wachsam, stubenrein und kinderlieb."
Beschreibung und Bilder aus dem Bestellkatalog
Die Preise der Hunde lagen zwischen 25 bis 100 Mark in wilhelminischer Währung; hinzu kamen
die Frachtkosten (z.B. London 35 Mark und New York 100 Mark), denn die Tiere wurden verschickt.
Ältere Hunde waren teurer als junge, da sie "erzogen" bzw. "stubenrein" oder Preise auf Aus-
stellungen erlangt hatten. Rüden waren teurer als Hündinnen; Hunde konnten auch paarweise be-
stellt werden. Die Hunde von Seyfarth gewannen Preise in ganz Europa. Die Kundschaft kam aus
dem europäischen Adel, Militär und dem Bürgertum. Die Hunde wurden als Jagd-, Schutz-,
Rennomier- und Zimmerhunde angeboten. Seyfarths Hunde waren sehr beliebt und sehr robust.
Anders hätten sie auch die langen Versandwege nicht überlebt.
Es gab schon 1895 Kritiker, die diese Form der Hundezucht und des Hundehandels kritisierten.
So schreibt Schön im Vorwort seines Buches:
"Bezugsquellen für Rassehunde erhalten Hundefreunde in dem Inseratenanhange. Selbstver-
ständlich hatten wir in demselben keinen Platz für Firmen, die sich so schlechten Rufes
erfreuen, wie Otto Friedrich (Cäsar und Minka), Arthur Seyfarth, Köstritz etc., und können
nur von jedem Geschäft mit solchen abrathen, da dieselben nicht züchten, sondern nur Händler
sind, d. h. möglichst billig aufkaufen, um möglichst billig zu verkaufen."
Einführung in den Katalog 49. Auflage
In der 49. Auflage seines Katalogs schreibt Seyfahrth:
"Die zum Versand kommenden erwachsenen Rassehunde zeichnen sich durch Schönheit, Eleganz,
gute Eigenschaften und Erziehung vorteilhaft aus. Für die teuersten Nummern kommen fast nur
Exemplare in Frage, welche an Schönheit und Eleganz das Beste bieten oder auf Ausstellungen
mit hohen Preisen prämiert sind. Daß solche Ausnahmeexemplare nicht zu gewöhnlichen Preisen
geliefert werden können, ist begreiflich."
Arthur Seyfarth hat auch ein kynologisches Werk mit dem Titel:
Der Hund und seine Rassen
Vollkommene Ankleitung über Zucht-Pflege-Dressur und Heilung der Krankheiten
in mehreren Auflagen herausgeggeben.
Der Beschreibung der Hunderassen wird breiter Raum eingeräumt. Die Themen Zucht und Krank-
heiten des Hundes werden eher stiefmütterlich behandelt. Im Kapitel Dressur gibt es --für
die heutige Zeit-- etwas befremdliche Übungen, z.B.:
"Der Hund nimmt Hut und Mütze ab"
"Das Überspringen mehrere Barrieren mit den Hinterfüssen"
"Das Laufen auf den Vorderfüssen"
"Der Schlangengang" usw.
Die Rassehunde-Zuchtanstalt in Köstritz befand sich auf einem 10.000 qm Grundstück in der
Nähe der Bahn, was wichtig war, weil die meisten Hunde mit der Bahn zu den Kunden trans-
portiert wurden. Seyfarth liebte protzige Bauten im wilhelminischen Stil. Seine Zuchtanstalt
galt damals als modernste Einrichtung in Europa.
Literatur:
Schön, J., Rassekennzeichen der Hunde, 1895, 2. Auflage
Seyfarth, Arthur, Der Hund und seine Rassen, 1891, 7. Auflage
Seyfarth, Arthur, Katalog edler Rassehunde, 49. Auflage
Seyfarth, Arthur, Catalogue de chiens de race nobles, ca. 1906