Richard Strebel, geb. am 28.06.1861, gest. am 3. April 1940 (in Raitenhaslach)
Zu den interessantesten Persönlichkeiten der Kynologie an der Wende vom 19. zum
20. Jahrhundert zählt Richard Strebel. Das Hundewesen war bereits gut organisiert.
Die Standards vieler Rassen waren festgelegt, Leistungsprüfungen und Hundeaus-
stellungen fanden bereits regelmäßig statt. Unter diesen Voraussetzungen fand
Strebel ein interessantes Betätigungsfeld als Künstler, Autor, Jäger, Züchter
und Richter.
"Ohne Worte" aus dem Jahr 1895
Richard Strebel, geb. 28.06.1861 in Veracruz wuchs in Mexiko auf. In Veracruz war
sein Vater, der die Tochter einer Kaufmannsfamilie geheiratet hatte, als Großkauf-
mann Dr. phil.h.c. Prof. Hermann Strebel bis 1866 tätig. Die Familie übersiedelte
1866 nach Hamburg, wo Strebel die Bürgerschule und das Realgymnasium besuchte.
"Familientag derer von Pintsch"
Schon früh zeigte sich die zeichnerischer Begabung, so dass sich der Vater
(schweren Herzens) entschloss, den Sohn Maler werden zu lassen. Seine künstlerische
Ausbildung erhielt Richard Strebel ab 1879 an den Kunstakademien in Kassel und Karls-
ruhe. Nach dem Studium und der Absolvierung des Wehrdienstes übersiedelte Strebel
1887 nach München. Dort widmete er sich der Landschafts- und Tiermalerei und wurde
zu einem Vertreter der „Münchner Schule“. Seine Bedeutung als Maler scheint in den
späteren Jahren eher gering gewesen zu sein. Die Bildende Kunst entwickelte sich
kynologischen Zeitschriften war er jedoch hochgeschätzt. Strebels Lebenswerk umfasst
448 Bilder, davon 337 mit Hundedarstellungen, Radierungen und viele Studien.
"Ein süßes Geständnis"
1904 heiratete Strebel Helene eine Tochter des Großindustriellen Wilhelm Simons und
bekam 2 Kinder (1905 Herta, 1908 Ingo). Es war die zweite Ehe; in erster Ehe war er
mit Elise Eham verw. Ertel seit 1893 verheiratet, von der er sich scheiden ließ. Die
Ehe mit Helene hielt bis ans Lebensende von R. Strebel.
Helene Strebel um 1925
1909 baute er sich in Gauting ein Haus, welches er verkaufen musste, da er sich mit
Kriegsanleihen verspekuliert hatte. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges kaufte er sich
1919 die ehemalige Papiermühle des Klosters Raitenhaslach bei Burghausen in Oberbayern.
Das Anwesen wurde umbenannt in Gut Trutzhof. Hier betätigte er sich in der Land-
wirtschaft und fand auch noch Zeit für Zeichnungen und Radierungen. Mitte der 30er
Jahre hatte er jedoch Probleme mit seiner stark zitternden Hand, so dass er sich
nicht mehr als Maler betätigen konnte.
Großes Verdienst erwarb sich Richard Strebel mit seinem zweibändigen Werk „Die
deutschen Hunde und ihre Abstammung mit Hinzuziehung und Besprechung sämtlicher
Hunderassen“, das 1904/1905 erstmals erschien. Auf fast 800 Seiten stellte er das
gesamte kynologische Wissen seiner Zeit zusammen. Das Werk ist mit Reproduktionen
von eigenen Gemälden und Grafiken, zumeist Federzeichnungen, durchgehend illustriert.
Über seine Leidenschaft für Hundedarstellungen schreibt er:
„Mein künstlerisches Streben gilt in erster Reihe der Darstellung des Hundes und in
zweiter dem Tiere als solchem. Mir schien es unbedingt nötig, die Psyche des Tieres,
ganz besonders die des Hundes, in allen ihren Regungen zu ergründen, kam dadurch zum
Studium der Rassen im besonderen, was sich später in dem großen Werke -Die Deutschen
Hunde und ihre Abstammung- auskristallisierte. Ich habe dabei zu tief geschürft, so
dass ich zeitweise Gefahr lief, die Wissenschaft über die Kunst zu stellen.“
Die deutschen Hunde und ihre Abstammung
Sein wichtigstes Werk war "Die deutschen Hunde und ihre Abstammung", welches 1903/05
erschien. Es wird ausführlich auf Geschichte und Entwicklung aller damals in Deutsch-
land bekannten Hunderassen eingegangen. Das Buch wurde von Strebel reich illustriert
und J. Berta meinte noch 1935, dass es im Schrifttum nicht seinesgleichen hätte.
Danach veröffentlichte Strebel nur noch vereinzelte Artikel in Hundefachzeitschriften.
Strebel um 1905
Strebel wollte im Gegensatz zu Bungartz und Beckmann, die sich besonders für die
englischen Rassen begeisterten, den deutschen Rassen die ihnen gebührende Bedeutung
geben. Als Züchter interessierten ihn besonders die Schnauzer. Seine zweite Frau
züchtete unter dem Zwingernamen „von Schwabing“ erfolgreich diese Rasse. In Strebels
Werk nehmen Schnauzer dementsprechend auch breiten Raum ein. Er züchtete aber auch
englische Bulldoggen und war von dieser Rasse sehr fasziniert. Viele Grafiken und
ein umfangreiches Kapitel in seinem Buch legen Zeugnis davon ab. Erste Bilder und
Texte kynologischer Art wurden 1892 veröffentlicht. Er illustrierte zahlreiche
Artikel und Fachbücher anderer Autoren (J. Berta "Der Zwergschnauzer", R. Löns
"Die Erziehung des jungen Hundes im ersten Lebensjahr").
Strebel war nicht nur Hundedarsteller, sondern auch Hundebesitzer, -züchter,
-richter, und -begutachter. Strebels. Sohn Ingo erinnerte sich an Boxer, Terrier,
englische Bulldoggen und natürlich viele Schnauzer, die Strebel in seinem Besitz
hatte. Als Züchter war er nicht besonders erfolgreich, jedenfalls gibt es keine Nach-
weise darüber. Erfolgreicher war seine Ehefrau Helene mit ihrer Schnauzerzucht. Hier
finden sich unter ihrem früheren Namen "Zurhellen" zahlreiche Einträge im Pinscher
und Schnauzerzuchtbuch Band 1. Unter ihrem Zwingernamen "Schwabing" finden sich
Einträge bis 1916 (Zuchtbuch Bd. 5).
Strebel betätigte sich auch als Zuchtrichter. So wurde er auch 1896 als Richter der
Internationalen Hunde-Ausstellung in Nürnberg eingesetzt für Terrier und Pinscher-
rassen.
Die Verbundenheit zu den Schnauzer- und Pinscherrassen und die Verdienste von
R.Strebel für diese Rassen beschreibt Felix Ebner wie folgt:
"In der ersten Blütezeit des deutschen Hundesports hat Strebel seine glanzvollste und
befruchtendste Tätigkeit als Künstler, Züchter und Richter entfaltet. Seine größte
Arbeit war sein klassisches Werk -Die Deutschen Hunde-. Was Fleiß und Gründlichkeit
aus allen erreichbaren Quellen zusammengetragen, was mit auswählendem Züchterblick
und erfahrenem Urteil gesiebt, das hat der Pinsel des Künstlers ergänzt und verherr-
licht, dass dabei des Meisters Herz unserer Rasse, dem Schnauzer und dem Pinscher,
mit besonderer Wärme zugetan war, ist ein Beweis dafür, dass in eine besondere An-
ziehungskraft steckt. Wir wollen seiner stets in Treue und Dankbarkeit gedenken,
ihm danken dem Wesen unserer Rasse für all das Schöne, das er uns geschenkt, dem
Meister, der unsere Rasse verherrlicht hat wie kein anderer."
Emil Hauck schrieb in seinem Nachruf: „Viele haben durch ihn den Hund sehen ge-
lernt …. Wenige Menschen hat es gegeben, gibt es und wird es geben, die fast alle
Teile der Kynologie so durchforscht haben wie Richard Strebel.“